In Erinnerung an das KZ Außenlager Amstetten und zum Gedenken der zivilen Opfer der Stadt lud die Stadtgemeinde zu einer Gedenkveranstaltung zum Bildstock in Eisenreichdornach. Mitgestaltet wurde diese Feier durch Beiträge der Amstettner Schulen. So sorgte eine Musikgruppe unter der Leitung von Dr. Thomas Schnabel für die musikalische Umrahmung und Carla Weigl und Lara Greiner lasen Texte über die Bedeutung des Erinnerns in deutscher und anschließend auch noch in französischer Sprache vor.
Gedanken zu Hartheim
Ihr wart da. Ihr wart alle da. Ihr habt euer Leben geführt. Doch plötzlich war es kein Leben mehr. Es wurde euch einfach abgesprochen. Gesprochen – ja, die Sprache war euer Feind. Ein paar Wörter von einer Person, gedankenlos nachgeplappert von zig, geglaubt von hunderten, ausgeführt von tausenden, akzeptiert oder ignoriert vom Rest.
All diese Mitschuldigen sind unschuldig, heißt es, und doch findet sich auch in diesem Wort die Schuld. Haben sie Schuld? Verantwortung? Wissen? Weshalb haben sie es getan? Oder warum nicht? Wieso haben sie euch nicht verteidigt? Es war nicht fair, nicht gut, nicht christlich. Es wird es auch nie sein und doch haben sie es getan. Mitgemacht, geholfen, geschwiegen, akzeptiert.
Sie waren welche von „uns“, sie haben genau diese Trennung zwischen „wir“ und „ihr“ verstärkt, betont, vollzogen. Doch wir sind alle Eins in unserer Menschlichkeit. Ist es dadurch weniger schmerzhaft, dass jene, die all das getan haben, zu uns gehören? Dass sie sozusagen ihresgleichen abgewertet und getötet haben? Nein.
Es kann wieder passieren, es braucht keine besonderen UNmenschen. Trennende Wände, Kategorisierungen, Vorurteile gibt es genug, wohin wir auch schauen. Wie würden wir jetzt handeln? Wissen wir es besser? Verhindern wir es aktiv? Nein. Schon wieder ein Nein.
Aber ich finde, wir sind es euch schuldig. Wir sind es der Menschlichkeit schuldig. Uns selbst. Der Geschichte. Also machen wir diesmal einen Unterschied, indem wir keinen Unterschied machen: Wir alle, gemeinsam, menschlich, werden handeln und uns als ersten Schritt hier und heute an euch erinnern.
Carla Weigl
